Land und Leute

Bei unseren Reisen steht natürlich das Rennradfahren und der sportliche Aspekt im Vordergrund. Es gibt aber wahrscheinlich auch kaum eine bessere Möglichkeit, ein Land zu erkunden und zu „erfahren“ wie mit dem Fahrrad. So werden Sie während Ihres Rennradurlaubs mit uns Land und Leute intensiv erleben und nebenbei sehr viel Interessantes über Kolumbien, seine Menschen und das Leben in diesem Land lernen.

Ein paar allgemeine Informationen über unser Gastland haben wir an dieser Stelle schon einmal für Sie zusammengefasst.

Kolumbien: Lage + Geografie

Kolumbien liegt im Nord-Westen Südamerikas und hat eine Fläche von 1.138.914 km², was in etwa der Fläche von Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz zusammen entspricht. Es grenzt an Venezuela, Brasilien, Peru, Ecuador und Panama und hat als einziges Land Südamerikas zwei Küsten, die Karibikküste und die Pazifikküste. Für Rennradfahrer wird Kolumbien insbesondere durch die drei Gebirgsketten, die das Land durchziehen, interessant: Die West-, die Zentral- und die Ostkordillere der Anden. In Kombination mit der Lage zwischen 14° nördlicher und 4° südlicher Breite, also in unmittelbarer Nähe zum Äquator, ergeben sich Voraussetzungen, die wie für das Rennradfahren geschaffen sind: Eine abwechslungsreiche Hochgebirgslandschaft mit ganzjährig sommerlichen oder frühlingshaften Temperaturen (wenn es nicht in wirklich extreme Höhen geht).

Das Klima in Kolumbien

Aufgrund der Lage am Äquator ist das Klima in Kolumbien tropisch geprägt. Die Temperaturunterschiede ergeben sich in erster Linie aus den unterschiedlichen Höhenlagen. Während es auf Meereshöhe, also an den Küsten und im Flachland, den Llanos, tropisch heiß ist, herrscht auf Höhen von über 3.000 m hochalpines Klima. Auch die Niederschlagsmengen variieren innerhalb des Landes sehr stark: Die östliche Karibikküste ist mit weniger als 400 mm jährlicher Niederschlag sehr regenarm, westlich der Anden hingegen fallen in einigen Gebieten bis zu 16.000 mm Niederschlag im Jahr. Das Klima in Medellín und Umgebung, wo unsere ganzjährigen Trainingslager stattfinden, ist gemäßigt, die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt etwa 21°C, die jährliche Niederschlagsmenge 1.612 mm. Es gibt zwei Regenzeiten im Jahr, in denen vermehrt Regen fällt (April/Mai und Oktober/November). Seinen Beinamen als „Stadt des ewigen Frühlings“ („ciudad de la eterna primavera“) verdankt Medellín den ganzjährlich angenehmen Temperaturen und dem fast immer perfekten Wetter. Selbst in der Regenzeit gibt es selten Tage ohne Sonnenschein!

Die Bevölkerung Kolumbiens

Abgesehen von Brasilien ist Kolumbien mit etwa 49 Mio. Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Südamerikas. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 29 Jahren. Mehr als 3/4 der Bevölkerung lebt in den Städten. Größte Stadt Kolumbiens ist Bogotá, gefolgt von Medellín, Cali und Barranquilla. So vielfältig und unterschiedlich wie die Regionen des Landes sind die Menschen Kolumbiens: Die Bevölkerung setzt sich aus 58 % Mestizen, 20 % Weißen, 8 % Mulatten, 11 % Afrokolumbianern und 3 % Indigenen zusammen. Je nachdem, in welchem Teil des Landes Sie sich aufhalten, werden Sie vermehrt auf Menschen bestimmter Bevölkerungsgruppen treffen: Im Chocó z.B. vermehrt auf dunkelhäutige Menschen afrikanischen Ursprungs, an der Karibikküste und in Cali auf viele Mulatten, in Antioquia, dessen Hauptstadt Medellín ist, und in Bogotá auf viele hellhäutige Menschen, die auch in Europa zu Hause sein könnten, und übers ganze Land verteilt auf verschiedene indigene Gruppen.

Die Mehrheit der Bevölkerung bekennt sich zum römisch-katholischen Glauben.

Amtssprache ist Spanisch. Das in Kolumbien gesprochene Spanisch ist generell sehr gut zu verstehen (außer an der Karibikküste, dort wird sehr schnell gesprochen und die Endungen werden verschluckt).  In den indigenen Territorien werden weitere 64 Indianersprachen gesprochen.

Die Kolumbianer sind ein sehr lebensfrohes Völkchen. Trotz der schwierigen Vergangenheit und der in vielen Gebieten auch heute noch herrschenden Armut und den vielfältigen bestehenden Problemen, haben sich die Menschen ihre Fröhlichkeit bewahrt. Man kommt schnell ins Gespräch und der Umgang miteinander ist freundlich und herzlich. Es wird viel gelacht, gesungen und getanzt. Dementsprechend ausgeprägt ist das Nachtleben und die Anzahl an Bars und Diskotheken. Häufig wird eine Mischung aus Latino-Rythmen wie Salsa, Cumbia, Vallenato oder Reggaeton und aktueller Pop- und Rock-Musik gespielt. Zumeist gibt es auch Einlagen von lokalen Bands, die dem Publikum ordentlich einheizen.

Kolumbianische Geschichte und Politik

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung sind mehr als 12.000 Jahre alt und wurden in der Hochebene von Bogotá gefunden. Verschiedene präkolumbianische Kulturen besiedelten das Land in unterschiedlichen Epochen, es haben sich aber nie solch große Reiche gebildet wie in Peru (Inkas) oder wie  in Mexiko und Zentralamerika (Mayas).  Die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung war die Zeit der Tierradentro-Kultur. Die San Augustin-Kultur erlebte ihre Blütezeit zwischen 500 und 1000 n. Chr, die Muisca- und Tairona-Kultur im 15. Jahrhundert. Viele der indigenen Kulturen beherrschten die Goldschmiedekunst, und noch heute können die schönsten erhaltenen Stücke im Goldmuseum in Bogotá bewundert werden.

1499 erreichte der spanische Seefahrer Alonso de Ojeda die Karibikküste Kolumbiens. Er wurde begleitet von Amerigo Vespucci. Dieser gab dem neu entdeckten Land seinen Namen zu Ehren von Christoph Kolumbus. 1525 wurde Santa Marta, die älteste heute noch bestehende Stadt Kolumbiens, von Rodrigo de Bastidas gegründet und 1533 Cartagena durch Pedro de Heredia. Im gleichen Maße wie die spanischen Konquistadoren neue Gebiete besiedelten und das Land kolonialisierten, wurden die indigenen Völker zurückgedrängt. Um die Bodenschätze des Landes, in erster Linie Edelsteine und Gold, auszubeuten, brauchte man Arbeitskräfte. Hierzu wurden nach dem Verbot der Versklavung von Indianern schwarze, afrikanischstämmige Sklaven ins Land geholt.

1819 schlug Simón Bolívar das königliche Heer der Spanier in der Schlacht von Boyacá und erklärte die Unabhängigkeit. Die neu gegründete Republik, die auch Venezuela und später Ecuador umfasste, benannte er nach dem Seefahrer Christoph Kolumbus Großkolumbien (Gran Colombia). Nur ein Jahrzehnt später, in 1830, zerfiel Großkolumbien in die Einzelstaaten Kolumbien, Venezuela und Ecuador. Das gesamte 19. Jahrhundert war geprägt von kämpferischen Auseinandersetzungen und Bürgerkriegen zwischen den beiden großen politischen Gruppierungen, den Konservativen und den Liberalen.

Landesinformationen

Offizieller NameRepública de Colombia
HauptstadtSantafé de Bogotá
MillionenstädteMedellín, Cali, Barranquilla
Einwohnerzahlca. 50,7 Millionen
SpracheSpanisch
Religionzugehörigkeit95% katholisch
WährungPeso Colombiano
Wichtige ExportprodukteRohöl und -Derivate, Kohle, Kaffee, Gold, Schnittblumen, Bananen

Impressionen

Das moderne Cartagena

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Nach dem Krieg der Tausend Tage (guerra de mil días), in dem mehr als 100.000 Menschen ihr Leben ließen, war das Land geschwächt, was dazu führte, dass sich in 1903 die Provinz Panamá mit Unterstützung der USA von Kolumbien löste.

Aufgrund einer schweren sozialen und politischen Krise brach 1948 nach der Ermordung des liberalen Präsidentschaftskandidaten Jorge Eliécer Gaitán ein Bürgerkrieg aus, der als „Violencia“ in die Geschichte einging und in den Jahren 1948 bis 1953 mehr als 300.000 Tote forderte.

1953 putschte sich General Rojas Pinilla an die Macht. Die rechte Militärdiktatur unter Rojas Pinilla war jedoch nicht von langer Dauer und wurde 1957 durch ein Bündnis der beiden großen Parteien (Liberale und Konservative) abgelöst. Diese Koalition, die „Frente Nacional“, sollte das Land befrieden, führte aber eher dazu, dass die unterschiedlichen politischen Einstellungen in einem Einheitsbrei verschwanden und der Staat verfilzte.

In dieser Zeit bildeten sich auch die großen Guerillabewegungen, die ihren Ursprung in der ungerechten Verteilung des Grundbesitzes und der Vertreibung der Bauern von ihren Ländereien während der Zeit der Violencia hatten. Die bedrohten Bauern schlossen sich zum Zwecke des Selbstschutzes zusammen.  Die größte und mächtigste dieser Guerillaorganisationen, die Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia-Ejército Popular (FARC-EP) wurde 1964 von Manuel Marulanda Vélez alias „Tirofijo“ gegründet. Im Laufe der Jahre wandelte sich die ursprüngliche politische Bewegung in eine kriminelle Organisation, die die eigene Bevölkerung terrorisierte.

In den 1980er Jahren bildeten sich als Gegenpol zu den linken Guerrilla-Gruppen rechtsgerichtete paramilitärische Einheiten. Guerrilla und Paramilitares standen im Konflikt miteinander, wobei beide Seiten auch fürchterlichste Massaker und Anschläge auf die Zivilbevölkerung verübten und sich größtenteils aus Drogengeschäften finanzierten.

Ende der 1970er Jahre begann der aus Rio Negro in Antioquia stammende Kleinkriminelle Pablo Escobar Gaviria das größte Drogenkartell der Welt aufzubauen. Das Medellín-Kartell wurde zum wirtschaftlich stärksten „Unternehmen“ und Kokain zum wichtigsten „Exportprodukt“ Kolumbiens. Der Krieg Escobars gegen die kolumbianische Regierung wurde mit terroristischen Mitteln geführt. So sollte die Regierung zum Einknicken gebracht und die Auslieferung Escobars und anderer Drogenbarone an die USA verhindert werden. In diesen Jahren war das Leben in Kolumbien von Angst und Tod geprägt, und das Land gehörte zu den unsichersten und gefährlichsten Ländern der Welt. Am 2. Dezember 1993 wurde Escobar von einer Spezialeinheit der kolumbianischen Polizei, dem „bloque de busqueda“, in Medellín erschossen. Escobar hatte es geschafft, sich in die Herzen der armen Bevölkerung mit Drogengeldern einzukaufen und sich durch die Finanzierung von sozialen Projekten mit blutigem Geld ein Robin-Hood-Image zuzulegen. So gibt es selbst heute noch verblendete Menschen, die Escobar nach wie vor verehren.

Präsident Andrés Pastrana versuchte Ende der 1990er Jahre, den bewaffneten Konflikt mit der Guerrilla zu beenden, und gestand dieser die Einrichtung einer entmilitarisierten Zone zu, um die Guerrilla ihrerseits zu Zugeständnissen zu bewegen. Dieser Schritt erwies sich als fatal, denn in der von der Guerrilla kontrollierten Zone waltete diese nach Belieben und konnte so erstarken. Die Guerrilla nutzte die entmilitarisierte Zone als Rückzugsgebiet, in dem sie den Drogenanbau forcierte und ihre Geiseln versteckte.

In 2002 wurde der Friedensprozess als gescheitert erklärt, und die kolumbianische Regierung versuchte, die Kontrolle über die entmilitarisierte Zone zurückzugewinnen. Der neugewählte Präsident Álvaro Uribe bekämpfte die FARC rigoros und kooperierte dabei verstärkt mit den USA. Da die Guerrilla-Camps sich nicht nur auf kolumbianischem Gebiet befanden, sondern auch auf dem Terrain der Nachbarländer Venezuela und Ecuador, kam es regelmässig zu Spannungen zwischen Kolumbien und den politischen Führungen in Caracas und Quito. Dem kolumbianischen Militär gelang es, die FARC weitestgehend zurückzudrängen und zahlenmässig erheblich zu reduzieren. Auch bei der Entwaffnung der paramilitärischen Gruppen konnte Uribe Erfolge vorweisen. Nach der Verabschiedung des Gesetzes für Gerechtigkeit und Frieden in 2005, begann in 2006 die Mehrzahl der paramilitärischen Kämpfer, die Waffen niederzulegen. Ein Reintegrationsprogramm sollte die Rückkehr der Paramilitärs ins Zivilleben ermöglichen. Unumstritten war und ist Álvaro Uribe trotz seiner Erfolge im Hinblick auf die Bekämpfung der Guerrilla und der Entwaffnung der Paramilitärs aber nicht. Ganz im Gegenteil. Insbesondere werden ihm Verstrickungen ins paramilitärische Lager und in den Skandal um die „Falsos Positivos“ vorgeworfen.

Der ehemalige Verteidigungsminister unter Uribe, Juan Manuel Santos, wurde 2010 zum Präsidenten gewählt. Entgegen seines Wahlkampfversprechens, den harten Kurs von Uribe gegen die Guerrilla fortzusetzen, nahm dieser Friedensverhandlungen mit den FARC-Rebellen auf. Nach jahrelangem verhandeln wurde im September 2016 ein Friedensabkommen unterzeichnet, welches aber in einem Plebiszit von einer Mehrheit der Kolumbianer abgelehnt wurde. Kurz nach dieser heftigen politischen Niederlage erhielt Juan Manuel Santos Anfang Oktober 2016 den Friedensnobelpreis. Mit seiner Entscheidung wollte das Komitee Santos in dieser schwierigen Situation unterstützen und seinen Einsatz für den Friedensprozess würdigen. Ende November 2016 wurde das modifizierte Abkommen durch den Kongress genehmigt.